Häufige Fragen

Immer wieder haben Eltern, die von der Freien Schule Woltersdorf hören, die gleichen Fragen.

  • Wie lernen die Kinder da?
  • Lernen sie überhaupt?
  • Lernen sie genug?
  • Können sie nach der sechsten Klasse auf eine ganz normale Schule gehen?

Ganz „normale“ Schule?

Es ist in aller Munde, dass Schule im Wandel ist. Wie alternative Schulen in Deutschland gelingen, darüber gibt es viel Literatur und Filme. Und dass an diesen Schulen Lernen gelingt, dafür gibt es Beweise.

Sicher ist, dass Kinder nicht lernen, nur weil Erwachsene das wollen oder weil Erwachsene meinen, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für bestimmtes Wissen. Und Kinder sind nicht schlauer, nur weil man sie mit Wissen überschüttet, Inputs gibt, Tests schreibt und Noten gibt. Nein, der Reiz allein reicht nicht aus. Auch nicht die Note als fremdsteuerndes Medium. Wichtig für die Aneignung von Wissen und für nachhaltiges Lernen ist, dass die Kinder sich damit auseinander setzen wollen, sie einen Sinn darin sehen, es für sie bedeutsam ist. Nur dann ändert sich auch etwas im Gehirn. Da sind sich Hirnforscher einig.

 

„Nur was der Mensch selbst für sinnvoll hält, das was ihn neugierig macht, wird er langfristig behalten. Von außen initiierte Lernprozesse erreichen allenfalls das Kurzzeitgedächtnis. So wie wir alle bei Klausuren wissen. Man behält schon ein paar Sachen, wenn man diese ein paar Wochen vorher gelernt hat.  Aber 2-3 Monate später ist es schon wieder verloren. (Dr. Gerhard Huhn, Gehirnforscher, Flow- Forscher  im Film „Democratic Schools“, Jan Gabbert)

 

Wenn wir uns zurück erinnern, wie bedeutsam für unsere Kinder das Drehen, Krabbeln, Laufen, Sprechen, allein Essen lernen in bestimmten Lebensphasen war und wie wir mitgefiebert und uns gefreut haben, als sie die ersten Schritte allein taten.

Und dann kommen sie irgendwann in die Schule und sollen lesen, schreiben, rechnen… – weiterhin mit Begeisterung und aus Eigenmotivation? Geht das überhaupt?

Wir sagen: ja.

Neulich forschten zwei Kinder (2. und 3. Klasse) zusammen über einen Zeitraum von zwei Wochen mit Interesse und Eigenmotivation über Ägypten und Pharaonen. Sie nahmen sich Bücher, lasen und pausten Bilder von Tutanchamun ab, schrieben wichtige Details auf, sprachen über die Vermutungen seiner Todesursache. Sie fertigten ein Plakat an und stellten es den anderen Kindern im Kreis vor. Begeistert erzählten sie von ihren Forschungsergebnissen und antworteten auf Fragen der Kinder. Weit mehr war in ihren Köpfen, als auf dem Papier.

In der anderen Lerngruppe arbeiteten drei Kinder verschiedenen Alters (Erst- und Zweitklässler) zusammen. Sie wollten einen Vortrag über Schlangen vorbereiten. Ein Kind von ihnen konnte schon lesen. Sie betrachteten Schlangen in Büchern, verglichen ihr Aussehen, malten und pausten ab. Sie fanden heraus, wie sie heißen, wo sie leben, was sie zum Leben brauchen, was sie essen, wie sie sich fortpflanzen. Sie haben Größen und Gewichte der Schlangen verglichen. Und am Ende haben sie den Kindern ihrer Lerngruppe davon erzählt.  Hier lief Geographie-, Biologie-, Kunst-, Deutsch- und Mathematikunterricht gleichzeitig ab. Fächerübergreifendes Lernen und Stärkung der persönlichen Kompetenz fanden mit Begeisterung statt.

 

„Kinder lernen viel voneinander, jüngere vor allem von älteren […], aber auch ältere,  indem sie jüngeren etwas erklären; vollends aber lernen sie gemeinsam. Kooperation ist  […] Mittel des Lernens.“ (VON HENTIG 2004, 16f.)

 

Bei uns haben die Kinder die Möglichkeit, ganz praktisch zu lernen und zu verstehen.

Ein Kind hört bei uns nicht nur, dass 3×4 zwölf ist, sondern es hält Material in den Händen, welches es ihnen sichtbar macht, warum 3×4 zwölf ergibt. Oder Kinder hören von der Multiplikation, wenn wir Gruppen einteilen, die aus 3×5 Kindern bestehen. Und wenn wir Sandspielzeug gerecht aufteilen wollen, dann haben wir dividiert. Auch die Zehntausend ist für uns nicht nur eine Zahl, die mal eben so heißt, weil sie so heißt. Die Kinder haben die Zehntausend in Form von zehn Tausender-Kuben vor sich. Sie erfassen die Zahl, damit sie verstehen, was sie bedeutet und nicht einfach nur akzeptieren müssen, dass es eben ein 10 mit drei Nullen oder eine Eins mit vier Nullen ist, die Zehntausend heißt.

Im Spätsommer bauten die Kinder mit unserem Mathe-Lehrer Pyramiden in der Sandkiste.   So machen Flächenerkenntnisse und -berechnungen geometrischer Körper Spaß.

Ganz nebenbei findet unglaublich viel soziales Lernen statt. Die Kinder sprechen sich ab und stehen manchmal vor Problemen, die es zu lösen gilt. Sie haben unterschiedliche Meinungen, müssen erst Konflikte lösen, damit sie zum gemeinsamen Ziel kommen. Am Ende steht das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit. Sie sind stolz und das motiviert für die weitere Arbeit.

 

„Menschliches Lernen vollzieht sich immer schon in der Gemeinschaft, und gemeinschaftliche Aktivitäten bzw. gemeinschaftliches Handeln ist wahrscheinlich der bedeutsamste „Verstärker“.“  (Prof. Dr. Manfred Spitzer, Gehirnforscher, in: Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens, 2006, S. 181)

 

Was wir auch immer wieder mit Freude erleben ist, wie Kinder der ersten Klasse mit Hilfe der Buchstabentabelle (Anlauttabelle) eigene kleine, phantasievolle Geschichten schreiben. Sie sprechen sich die Worte immer wieder vor, hören die Laute heraus und suchen sie auf der Tabelle. Wenn sie aufgeschrieben sind und wir es ihnen vorlesen sollen, strahlen die Gesichter, weil sie stolz sind, dass wir lesen können, was sie geschrieben haben.

Oder wenn die Kinder im Wald auf Wortarten treffen, weil es weiches Moos, braune Rinde, hohe Bäume, scheue Rehe oder ähnliches gibt, dann ist Deutschunterricht ganz nah bei ihnen.

Auch der Kurs „Mein Lieblingsbuch“ bei den Viert- bis Sechstklässlern war begehrt. Die Kinder stellten ihre Bücher in Form von Leserollen, Lesekisten oder Lesetagebüchern vor. Danach begann das große Ausleihen, denn die Kinder waren animiert zu lesen und interessiert daran, wie die Geschichten ausgehen.

 

Die Kinder lernen nicht unter einer Glasglocke und kommen dann nach der sechsten Klasse in die rauhe Realität der Welt. Sie kommen mit Bedürfnissen, mit Fragen, mit Forscherdrang zu uns.

Sie lernen, dass ihre Freiheit dort endet, wo die der anderen beginnt.

Sie lernen, dass Streiten zum Leben gehört.

Sie lernen Konflikte zunehmend selbstständig zu lösen.

Sie lernen Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen.

Sie lernen für sich zu sorgen.

Sie lernen, dass es sich lohnt, auch durchzuhalten, wenn es mal schwierig ist.

Sie lernen anderen Freude zu machen.

Sie erleben, dass Menschen ihnen zuhören und ihre Bedürfnisse achten.

Sie erfahren, dass ihre Meinung, ihre Stimme wichtig ist und gehört werden will.

Sie erfahren Grenzen.

Sie lernen einen respektvollen Umgang mit Pflanzen, Tieren und Menschen und ihrer Umwelt zu pflegen.

Sie lernen, dass es Regeln im Zusammenleben gibt und es sinnvoll ist, diese einzuhalten, zum Wohle aller.

 

„Um sich zu bilden, genügt es nicht, dass das Kind jeden Stoff in sich hineinfrisst, den man ihm mehr oder weniger spannend serviert: es muss selbst handeln, selbst schöpferisch sein. Und es muss vor allem in einer angemessenen Umgebung leben können,…  Leben, so intensiv wie möglich zu leben, liegt nicht darin letztlich das Ziel all unserer Anstrengungen? Und die Fähigkeit zum Leben so gut wie es irgend geht zu entwickeln, sollte das nicht die wesentliche Aufgabe der Schule sein?“ (Célestin Freinet)

 

(Gedanken von Pamela, Mitglied der Schulleitung)

 

In welche Schulen gehen die Kinder nach der sechsten Klasse ?

Unsere Kinder und ihre Familien haben sich für ganz unterschiedliche Bildungswege und Schulen entschieden. Beispielsweise:

  • Musikgymnasium Carl Philipp Emanuel Bach, Berlin
  • Bechstein-Gymnasium, Erkner
  • Montessori-Schule, Köpenick
  • Docemus Gymnasium, Erkner
  • Bernhardinum, Kath. Schule Fürstenwalde
  • Bundtstiftschule, Strausberg
  • FAW, Montessori Schule, Hangelsberg

 

 

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